Alexander Glasunow (1865–1936): Konzert für Saxophon und Streichorchester Es-Dur op. 109
Das Saxophonkonzert von Glasunow gehört zu den wichtigsten Kompositionen für das Blasinstrument. Nach wie vor hat das Saxophon in der klassischen Musik aber eine spezielle Stellung, u.a., das doch häufig mit dem Jazz assoziiert wird. In der Galerie finden Sie einen kleinen Abriss über die Entwicklung des Saxophons in der klassischen Musik.
Eine bewegte Geschichte
Erfunden wurde das Saxophon 1841 vom Belgier Adolphe Sax (1814–1894), der etliche neue Instrumente erfunden hat. Sax beschrieb das Saxophon als ein Instrument, das «im Charakter seiner Stimme den Streichinstrumenten nahekommt, aber mehr Kraft und Intensität besitzt als diese». Er hatte also umgesetzt, was er mit der Erfindung angestrebt hatte: ein wohlklingendes und vor allem charakteristisches Instrument.
Um sein neues Instrument zu guter Wirkung zu verhelfen, ging Adolphe Sax nach Paris zum schon seinerzeit berühmten Komponisten Hector Berlioz. Dieser war begeistert von den klanglichen Möglichkeiten des Saxophons.
In seinem «Traité d’Instrumentation et d’Orchestration» lobte Berlioz das Instrument entsprechend. Er schrieb u.a., dass es die «schönste Stimme» habe für die mysteriös-feierlichen Stücke.
Starke Wirkung
Von dieser Wirkung waren bald auch andere Komponisten überzeugt. Jules Massenet etwa setzte das Saxophon seiner Oper «Werther» von 1892 ein. In der Arie «Va ! Laisse couler mes larmes !» lotet er genau jenes klangliche Potenzial aus, von dem Berlioz geschrieben hatte.
Klare Verortung?
Der angepeilte Verwendungszweck des Saxophons allerdings waren die Militärkapellen, welche das Saxophon mit seinem durchdringenden Klang revolutionieren sollten. In den französischen Militärmusiken hat sich das Saxophon aber nur zwischenzeitlich durchgesetzt.
Im Bild zu sehen eine US-amerikanische Kapelle im Jahre 1919, wobei das Saxophon hier bereits für Jazz gedacht war.
Jazz und Swing
Tatsächlich war es auch im Jazz und Swing, dass sich das Saxophon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts heimisch machte. Im Video zu sehen ist Lester Young, einer der prägenden Saxophonisten.
Marcel Mule
Doch auch in der klassischen Musik setzte sich das Saxophon fest. Eine treibende Kraft dafür war der Franzose Marcel Mule, der 1927 das erste Saxophonquartett gründete – bezeichnenderweise in der Armee, das «Quatuor de la musique de la Garde Républicaine». Verschiedene Komponisten schrieben Werke für das Quartett, für das es sonst kaum Literatur gab.
In der historischen Aufnahme zu sehen ist Marcel Mule.
Alexander Glasunow
Einer der Komponisten, der für Mules Quartett schrieb, war Alexander Glasunow. In seinem Saxophonquartett, dass interessanterweise dieselbe Opus-Nummer wie unser Saxophonkonzert trägt, demonstrierte Glasunow die klangliche Vielfalt und Modernität des Saxophons – im Rahmen von älteren Satzmodellen.
Sigurd Rascher
An der Entwicklung des klassischen Saxophon-Repertoires hatte zudem Sigurd Rascher sehr grossen Anteil. Selbst begnadeter Saxophonist, brachte er zahlreiche Komponisten dazu, Solo-Werke für sein Instrument zu schreiben. Darunter befinden sich die bis heute wichtigsten Werke in diesem Bereich wie Jacques Iberts «Concertino da Camera» (1935) oder Frank Martins Ballade (1938).
Die Zeit des Nationalsozialismus stellte Rascher vor grosse Herausforderungen, denn die Nazis taxierten das Instrument, das ja besonders auch im Jazz eingesetzt wurde, als «artfremd». Rascher emigrierte 1933 und setzte sich im Exil für sein Instrument ein.
Das Saxophonkonzert von Alexander Glasunow wurde 1934 uraufgeführt – durch Rascher selbst, welcher es beim russischen Komponisten angeregt hatte. Es ist das bis heute wohl wichtigste Saxophon-Konzert.
Ein Teil Alltagskultur
In der klassischen Musik steht das Saxophon leider hinter anderen Solo-Instrumenten wie dem Klavier oder der Violine zurück. In der Alltagkultur ist es aber natürlich allbekannt, aus dem Jazz oder Blues nicht wegzudenken. Und: Es gibt eine Reihe bedeutender Saxophonisten, darunter auch ein wichtiger Staatsmann, wie im Video zu sehen ist.