Auftragskomposition der Zuger Sinfonietta

David Philip Hefti (*1975): «Zerrissene Stille»

David Philip Hefti gehört zu den bedeutendsten Schweizer Komponisten der Gegenwart. Das  neue Werk für Kammerorchester, das anlässlich des Abo-Konzerts 4 uraufgeführt wird, entstand für die Zuger Sinfonietta. Bei dieser Auftragskomposition war es der Zuger Sinfonietta von Anfang an ein Anliegen, dass ein Werk entsteht, das unmittelbar mit dem Orchester verbunden ist und sich in das weitere Konzertprogramm des Abends fügt.  

Auf der Grundlage dieser Anregungen entschied sich Hefti nun einerseits dafür, mit seinem neuen Werk auf die weiteren am Abo-Konzert 4 (in Cham und Zug) programmierten Werke von Sibelius (Violinkonzert) und Schumann (3. Sinfonie, «Rheinische») zu reagieren. Andererseits spürt der Schweizer Komponist in dem Werk der Essenz von Zug nach, die – vor dem Hintergrund der allgegenwärtigen Natur (u.a. Zugersee) – von Tradition und Innovation geprägt ist. Beide Pole finden sich auch in den anderen Werken des Abends: In Sibelius‘  Violinkonzert bildet die Natur den Kontext für eine moderne Tonsprache, bei Schumann ist es der Rhein, der als Inspiration für eine von Optimismus und Vorwärtsdrang geprägte Musik steht.  

Vielfältige Bezüge

Das rund viertelstündige und einsätzige Werk von Hefti nimmt in seiner musikalischen Gestaltung denn auch direkt auf Zug, Sibelius und Schumann Bezug. Der Komponist selbst spricht von «atmosphärischen, harmonischen, motivischen oder strukturellen Bezügen», die ein «Beziehungsgeflecht» entstehen lassen, «das permanent im Hintergrund präsent ist». Aufgrund der, so Hefti weiter, «‹Unhörbarkeit› dieser Anklänge» steht aber auch für sich alleine und könne «als eigenständiges ausserhalb des Kontextes der Uraufführung aufgeführt werden».  

Einen besonderen Fokus legt Hefti, wie auch bei anderen seiner Kompositionen, auf das Ausloten der klanglichen Möglichkeiten des Orchesters. Dieses setzt sich entsprechend, neben den Streichern und einem wichtigen Schlagwerk, aus einem stattlichen Bläserapparat zusammen, in dem in jeder Stimmgruppe jeweils auch das Variant-Instrument, also gewissermassen ein kleines oder grosses ‹Geschwister› des Hauptinstruments, zum Einsatz kommt (bspw. Piccolo neben Flöte oder Kontrafagott neben Fagott; siehe auch Besetzung unten). 

David Philip Hefti über sein Werk

«Meine Komposition Zerrissene Stille – Musik für Orchester entstand im Jahr 2025 im Auftrag der Zuger Sinfonietta und ist dem Andenken an Wolfgang Rihm gewidmet. Die Uraufführung findet am 10. Mai 2025 im Theater Casino Zug statt, interpretiert von der Zuger Sinfonietta unter der Leitung von Daniel Huppert.

Bereits in der Konzeption des Werks war es mir ein Anliegen, auf die übrigen Kompositionen des Konzertprogramms – Jean Sibelius’ Violinkonzert und Robert Schumanns dritte Sinfonie – in vielfältiger Weise Bezug zu nehmen. Gleichzeitig spiegelt Zerrissene Stille die Atmosphäre der Stadt Zug wider, die in ihrem Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation steht und von der allgegenwärtigen Natur – insbesondere dem Zugersee – geprägt ist. Diese musikalische Reflexion äussert sich in subtilen harmonischen, motivischen und strukturellen Verflechtungen, die sich durch das gesamte Werk ziehen. Manche dieser Anklänge treten deutlich hervor, andere bleiben als verborgene Resonanzen im Hintergrund, sodass das Stück auch ausserhalb seines ursprünglichen Konzertkontexts als eigenständiges Orchesterwerk bestehen kann.

Nach meinem achten Streichquartett Gesänge der Sehnsucht ist Zerrissene Stille meine zweite Komposition, die sich mit der zunehmend fragilen Weltlage auseinandersetzt – einer Realität, die sich immer mehr der Balance zu entziehen droht.»

Besetzung

Piccolo, Flöte, Oboe, Englischhorn, Klarinette, Bassklarinette, Fagott, Kontrafagott 

4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen 

Schlagwerk 

Streicher 

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