Michel Corette (1707-1795): Orgelkonzert G-Dur op. 26 Nr. 1
Orgelmeister der Spätbarocks
Bereits im Spätbarock stammte ein Meister im Komponieren besonders reizvoller Orgelkonzerte aus Frankreich. Der 1707 im französischen Rouen als Sohn eines Organisten geborene facettenreiche und vielseitige Komponist galt als Tausendsassa und schillernde Figur der französischen Musikkultur: Er komponierte angenehme Musik voller Fröhlichkeit und geistreichem Humor, ganz im Geiste von Ludwig dem XV. und kam damit vor allem auch bei der wachsenden Anzahl ausübender Amateure aus Adel und gehobenem Bürgertum gut an. Er war Arrangeur, Organist, Lehrer und Verfasser von diversen Vokal- und Instrumentalschulen sowie der Verfasser wichtiger, auch heute noch bedeutungsvoller, musiktheoretischer Abhandlungen. Er wurde für die damalige Zeit ungewöhnlich fast 88 Jahre alt, lebte bis 1795, also bis weit in die Epoche der Klassik hinein und überlebte Mozart dabei um vier Jahre.
Wirkungsstätten von Michel Corrette
Es wird vermutet, dass in Paris zwei bekannte Vertreter der französischen Orgelschule zu seinen Lehrern gehörten – Louis Marchand und Jean-François Dandrieu. Belegt ist, dass er immerhin 45 Jahre lang – von 1737 bis 1791 – Organist an Sainte-Marie-du-Temple in Paris war und parallel um 1760 auch zeitweise Organist am Grand Collège des Pariser Jesuitenordens. Dort entstanden unter anderem in Frankreich sehr beliebte liedhafte Orgelstücke zur Weihnachtszeit, seine „Noëls“, und 1756 seine sechs Orgelkonzerte op. 26. Diese bezaubern mit spielerischer Leichtigkeit und italienisch angehauchten Flair statt wuchtiger Klänge. Die sechs Konzerte für Orgel, Flöte und Streicher stehen einerseits in der Tradition von Händels Orgelkonzerten, spielen aber zugleich mit einem musikalischen Material, das am ehesten an Vivaldi erinnert. Die Themen sind meist schlicht, die Verzierungen üppig und im technischen Anspruch sind sie dabei sowohl für den Organisten als auch für die Streicher sehr hoch. Auch durch seine Erfahrungen als Theaterkomponist – von 1732 bis 1739 war er der Musikdirektor der Pariser Jahrmarkttheaters Foires Saint-Laurent und Saint-Germain –, war er ein Meister darin, Popularmusik und Kunstmusik der Zeit gekonnt zu verschmelzen. Dies ist auch in seinem zwölfminütigem 1. Orgelkonzert voll virtuosem Glanz deutlich hörbar