Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791): Serenade Nr. 13 G-Dur KV 525 «Eine kleine Nachtmusik»

Hintergrundmusik?

Musik zu gebratenem Geflügel?

Mozart war ein richtiger Überlebenskünstler und wirkte daher auch gelegentlich mit, wenn Musiker dem Adel zum Tanz oder einfach nur zur Unterhaltung aufspielten.

Es war die Zeit der weiß gepuderten Perücken und der mondänen Feste an den europäischen Höfen und Schlössern, wo Musik eine gesellschaftliche Funktion zu erfüllen hatte – eine Zeit, in der es kein Kino, kein Radio, geschweige denn Fernsehen, Internet oder Handy gab.

Oft war die Musik aber nur eine Hintergrundbeschallung, während man miteinander redete, fürstlich speiste und trank oder Karten spielte. Das Orchester musste dabei leise sein, häufig wurden Trompeten und Pauken weggelassen oder so­gar ein dicker Teppich ausgelegt, um den Schall zu dämpfen – damit bloß niemand «gestört» wurde.

«Geschirrgeklapper»

Auch wenn Richard Wagner später verächtlich meinte, man höre in derartigen Werken «Geschirrgeklapper», war diese Gebrauchsmusik zu Mozarts Zeiten in der Mode.

Es existierten damals diverse Gattungen, die bei bestimmten Anlässen oder schlicht zum Zwecke eines Ständchens sehr beliebt waren, darunter Divertimenti, Kassationen, Notturni – und Serenaden.

Die wohl populärste Serenade

In diesen Serenaden kulminierte die Geschichte von gehobener Unterhaltungsmusik des 18. Jahrhunderts, die sich im Wesentlichen aus der barocken Suite entwickelt hat. Mozart komponierte einige dieser Stücke und das populärste ist die Serenade Nr. 13 KV 525: «Eine kleine Nachtmusik».

Das Ohrwurmthema am Anfang klingt wie die Melodie eines Kinderliedes.

Die Serande als Chor

Und man kann den ganzen ersten Satz auch wunderbar als Chor interpretieren…

Omnipräsente Musik

Interessant ist, dass fast jeder diese Musik schon einmal gehört hat, allerdings meistens nicht in einem Konzert, denn seltsamerweise steht dieses Werk kaum auf den Programmen der bekannten Orchester. Dafür läuft es oft in Kaufhäusern, Cafés, in Telefon-Warteschleifen, auf Bahnsteigen, in Kinofilmen, Fernsehwerbungen oder in Computerspielen – und es gibt die Musik als Klingelton, in zahlreichen Versionen für andere Instrumente und als Heavy-Metall-, Pop- oder Swing-Fassungen.

Ein Rock'n'Roll-Musiker?

Wie bemerkte doch der 1998 verstorbene Sänger Falco, der auch den Hit «Rock me, Amadeus» schrieb: «Wenn Mozart heute lebte, wäre er Rock’n’Roll-Musiker und sicher kein Klassiker. Schon damals war er ein Unterhalter und seinen Zeitgenossen weit voraus.»

Eine Nacht-Musik?

Mozart war der Überzeugung: «Musik darf das Ohr nie beleidigen, sondern muss vergnügen.» Und das gelang ihm mit seiner Nachtmusik als ein wunderbarer Spiegel des geselligen Lebens. Trotz des Namens wurde dieser heute so unsterbliche Klassiker übrigens damals nicht unbedingt in der Nacht gespielt.

Für wen oder zu welchem Anlass die Komposition entstand, ist nicht bekannt. Aber das ist im Grunde nicht wichtig, weil diese Gattung halt damals äußerst beliebt war, und zwar nicht nur an den herrschaftlichen Häusern, sondern auch auf öffentlichen Plätzen – wie man immer wieder nachlesen konnte.

Ein Gassenhauser

Oft wurde diese Musik allerdings nur einmal aufgeführt. Anders ist dies bei Mozart: Er schuf 1787 mit der «Kleinen Nachtmusik» wahrlich einen Gassenhauer, der untrennbar mit seinem Namen verbunden ist – wie so viele andere Werke, darunter etwa die tiefgründige Oper «Don Giovanni», über der er damals gleichzeitig tüftelte.

Womöglich brauchte er daher eine Ablenkung und schrieb zwischendurch ein luftig-lockeres Stück. Und es ist nicht nur der berühmte Anfang, den diese (gar nicht so kleine) Nachtmusik auszeichnet. Es enthält als zweiten Satz eine zauberhaft verträumte Romanze, die mit einer weiteren kostbaren Melodie aufwartet.

Mozart zitiert sich hier selbst, denn diese Klänge erinnern sehr an die Arie «Wenn der Freude Tränen fließen» aus seiner Oper «Die Entführung aus dem Serail».

Dass Mozart ein leidenschaftlicher Tänzer war, hört man im rustikal aufstampfenden Menuett.

Das eingeschobene Trio in diesem Satz besitzt den Reiz eines eingängigen Volksliedes.

Und auch der schwungvolle Finalsatz ist sehr bekannt: Er tollt vor sich hin und sprüht dabei nur so vor Lebensfreude.

Ein Blick in die Noten

Es lohnt sich durchaus, das populäre Werk einmal anhand der Noten komplett zu verfolgen.