Johann Christian Bach: Ouvertüre zur Oper «Endimione»

Fünf Fragen, fünf Antworten. Erfahren Sie hier die wichtigsten Fakten zu den Kompositionen des ersten Abo-Konzerts der Zuger Sinfonietta.

1. Wann und wo ist das Werk entstanden?

1772 in London. Das gleichnamige Libretto stammt von Pietro Metastasio. Es war im 18. Jahrhundert äusserst beliebt und wurde zwischen 1721 und 1795 mindestens 26 Mal von Komponisten in ganz Europa vertont. Es handelt von der Liebe der Jagdgöttin Diana zum Hirten Endimione, von der von Endimione verschmähten Nymphe Nice und den dazugehörenden Intrigen Amors, der als Jäger verkleidet auftritt.

Das Libretto können Sie hier nachlesen.

2. Was erlebte der Komponist in dieser Zeit?

Johann Christian Bach wurde 1735 als jüngster Sohn Johann Sebastian Bachs in Leipzig geboren. Nach dem Tod seines heute berühmteren Vaters – Johann Christian war damals 15 Jahre alt – übernahm sein Halbbruder Carl Philipp Emanuel seine weitere musikalische Ausbildung in Berlin. Rasch entwickelte sich auch Johann Christian zu einem gefragten und talentierten Musiker. Im Gegensatz zu seinem Vater schrieb er nicht vor allem geistliche Musik, sondern Opern. Ab Herbst 1762 lebte er daher in London, um für das dortige King’s Theatre Werke zu schreiben. Kurze Zeit später wurde er der Musiklehrer von Queen Charlotte Sophia. Johann Christian Bach wird daher u.a. als «Londoner Bach» bezeichnet. In dieser Zeit besass er auch einen grossen Einfluss auf den noch in den Kindesbeinen steckenden Mozart. Gegen 1770 konnte er dort jedoch nicht mehr grosse Erfolge als Komponist und Organist verbuchen. Beliebt waren jedoch seine «Bach-Abel Concerts», die er mit seinem Freund, dem Komponisten und Gambisten Carl Friedrich Abel, durchführte. Sie gelten als die ersten Londoner Abonnementskonzerte und zählten 17 Jahre lang (1864–1781) zu den beliebtesten Veranstaltungen im Gesellschaftsleben Londons.

3. Wann wurde das Werk uraufgeführt und publiziert?

Die Oper «Endimione» kam am 6. April 1772 im Londoner King’s Theatre am Haymarket zur Uraufführung. Das Werk wurde danach noch von Niccolò Jommelli (Musik) und Giovan Gualberto Bottarelli (Libretti) als «azione drammatica teatrale per musica» überarbietet und am 24. Juli 1773 sowie 1774 im Hoftheater in Mannheim aufgeführt.

Die von der Zuger Sinfonietta aufgeführte Ouvertüre erschien ca. 1782 als Nummer drei in dem Sammelband «Six Grand Overtures» op. 18 als Druck. Lange war die Musik vergessen. Erst 1999 spielte das Vokalensemble Köln und die Cappella Coloniensis unter Bruno Weils bei Harmonia Mundi die Weltersteinspielung ein.

4. Wem ist das Werk gewidmet?

Wie der Name des Ortes der Uraufführung verrät, waren alle Werke, die im King’s Theatre damals zur Uraufführung kamen, in der Regel dem Regenten von England gewidmet – im Fall von Johann Christian Bachs Oper «Endimione» war dies Königin Sophie Charlotte.

5. Was sollte man über die Musik wissen?

Wirft man einen Blick in die ursprüngliche Partitur, mag man sich vielleicht wundern, weshalb am Anfang nicht «Ouvertüre», sondern «Sinfonia» geschrieben steht.

Die Bezeichnung kann jedoch zu der Zeit noch als Synonym verstanden werden. Im Laufe des 18. Jahrhunderts löst sich die «Sinfonia» jedoch aus dem Opernkontext heraus und entwickelt sich zu einem selbstständigen und unabhängigen Instrumentalstück – und wird damit zum Vorläufer der klassischen Sinfonie.