Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 «Eroica»

Werkvideo:

1. Wann und wo ist das Werk entstanden?

Beethoven schrieb seine Dritte Sinfonie, die «Eroica», von Sommer 1802 bis Anfang 1804. Seit 1792 lebte er in Wien, wo er sich durch geschicktes Knüpfen von Kontakten im wohlhabenden Umfeld, virtuose Auftritte als Solopianist und der Komposition von beeindruckenden Werken als freischaffender Künstler etablierte.

2. Was erlebte der Komponist in dieser Zeit?

Als Beethoven seine «Eroica» schrieb, war er ein populärer Musiker in Wien. Die positiven Erlebnisse wurden jedoch getrübt: Bereits im Alter von 27 Jahren war Beethoven schwerhörig, litt an Tinnitus und konnte Gesprächen schlecht folgen. Die Angst vor der Ertaubung, die sich später ganz einstellen sollte, stürzte den aufstrebenden Musiker in eine tiefe Existenzkrise. 1802 verfasste er in einer Heilanstalt bei Wien das «Heiligenstädter Testament», in dem er seinen Sorgen freien Lauf liess. Aus der existenziellen Bedrohung schöpfte Beethoven aber erstaunlicherweise eine ungeheure Produktivität: Es entstanden zahlreiche Meisterwerke, sodass er – wie es im Testament steht – tatsächlich «alles getan» hat, «was in seinem Vermögen stand, um in die Reihe würdiger Künstler und Menschen aufgenommen zu werden».

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Diese Ängste fanden daher keinen Einfluss in seine «Eroica». Stattdessen war es das politische Zeitgeschehen, dass Beethoven zu seiner Sinfonie inspirierte. Er schrieb sie unter den Eindrücken der französischen Revolution.

3. Wann wurde das Werk uraufgeführt und publiziert?

Die Uraufführung der «Eroica» fand am 9. Juni 1804 im privaten Rahmen im Wiener Palais des Fürsten Joseph Lobkowitz statt. Er war Beethovens Gönner und hatte sich für einige Monate das alleinige Aufführungsrecht der Sinfonie erkauft. Zwei Jahre später, im Oktober 1806, erschien das Werk erstmals im Druck.

Weiterführende Informationen zur Entstehung und Veröffentlichung der Sinfonie erhalten Sie auf der Webseite vom Beethoven-Haus Bonn.

Beethoven im Film

Die Premiere wird eindrücklich dargestellt in der BBC-Produktion «Beethoven’s Eroica» von 2003.

4. Wem ist das Werk gewidmet?

Diese Frage, welche recht einfach anmutet, ist im Falle von Beethovens «Eroica» gar nicht so einfach zu beantworten. Anfänglich war die Sinfonie niemand Geringeren als Napoleon Bonaparte gewidmet. Als sich dieser im Dezember 1804 selbst zum Kaiser krönte, schlug Beethovens Begeisterung jedoch in Verachtung um. Neuer Widmungsträger wurde Fürst Lobkowitz, der eine gute Stange Geld für die Aufführungsrechte der Sinfonie zahlte. Beethoven ersetzte die Widmung «intitolata Bonaparte» jedoch durch die Worte: «Sinfonia Eroica composta per celebrare la morte d’un Eroe» bzw. später «per festeggiare il sovvenire di un grand’uomo», also «Heroische Sinfonie, komponiert, um die Erinnerung an einen grossen Mann zu feiern». Es kommen mehrere «grosse Männer» in Frage, die Beethoven gemeint haben könnte. Diskutiert werden der Mäzen Lobkowitz, der damals heldenhaft verehrte Prinz Louis Ferdinand von Preussen, der 1806 auf dem Schlachtfeld gegen die französischen Truppen sein Leben liess – und überraschenderweise auch Napoleon. Beethoven besass diesem gegenüber nämlich ein höchst ambivalentes Verhältnis und wechselte immer wieder zwischen Zu- und Abneigung. Manche Wissenschaftler*innen sind der Überzeugung, Beethoven meine einen imaginären Helden, weil er im letzten Satz der Sinfonie Musik aus seinem Ballett «Die Geschöpfe des Prometheus» zitierte. Vielleicht sind wir aber auch ganz auf der falschen Spur und Beethoven diente das Werk schlichtweg, um sich selbst als Heroe zu inszenieren…

5. Was sollte man über die Musik wissen?

Die Sinfonie kann als Musterbeispiel für Beethovens meisterhafte Handhabung abstrakter kompositorischer Prinzipien gesehen werden. So fusst beispielsweise der erste Satz auf einem einzigen simplen Dreiklangs-Motiv, das gleich zu Beginn vorgestellt wird. Der zweite Satz verrät uns etwas über die ursprüngliche Widmung: Beethovens verwendete hier Motive aus Trauermärschen der Französischen Republik, die er kunstvoll verarbeitete. Oder auch das Finale: Über 400 Takte lang spielte Beethoven mit einer Melodie aus seinem «Prometheus»-Ballett in Form von eindrucksvollen Variationen. Die Komposition überzeugt auf allen Ebenen, weshalb sie zu den beliebtesten und meistgespielten Orchesterwerken Beethovens zählt.

Hör- und Leseprobe gefällig?

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